Flussbeschreibung
Auf dem Wasserweg von Gera in Thüringen nach Hamburg
vom 7. - 16. Mai 2000 von Gerhard Lange, TSV 1880 Gera Zwötzen
Die Idee für diese Fahrt hatte ich eigentlich schon als kleiner
Junge, als ich noch fleißig Abenteuerbücher las. Dabei sagten
die Erwachsenen, Hamburg, das ist das Tor zur Welt. Was war
das für ein Ausspruch und meine Phantasien waren grenzenlos.
Es kam aber alles ganz anders, privat und auch politisch. Mit
der Familie ging es im Urlaub mit Boot und Zelt hauptsächlich
nach Mecklenburg und auf andere schöne Gewässer unserer "begrenzten"
Heimat. Seitdem ist viel Wasser die Weiße Elster hinuntergeflossen,
wie man bei uns sagt, wenn etwas weit zurück liegt. Dann kam
die politische Wende und mit ihr die Wiedervereinigung Deutschlands.
Kurze Zeit später ging ich altersbedingt in Rente. Und plötzlich
war sie wieder da, die Idee, Gera - Hamburg und das auf eigenem
Kiel, wie es in der Fachsprache so schön heißt. Bei der Auswahl
des Bootes entschied ich mich für den langjährig erprobten E
65 von Pouch. Ein Faltboot deshalb, weil ich die Rückreise mit
der Eisenbahn machen wollte. Die Weiße Elster ist ein typischer
kleiner Mittelgebirgsfluss und ein rechter Nebenfluss der Saale.
Sie entspringt in 724 m Höhe über NN am Kapellenberg im Elstergebirge,
südöstlich von As, auf dem Gebiet von Tschechien. Hier trägt
sie den Namen "Bely Halstrov". Der Name Elster ist slawischen
Ursprungs und bedeutet "alstrawa" die Eilende. Den Beinahmen
"weiß" erhielt sie zur Unterscheidung von der aus der Lausitz
zur Elbe fließenden Schwarzen Elster. Die Elster durchquert
das Vogtland (Oelsnitz, Plauen), Ostthüringen (Greiz, Gera)
und die Leipziger Tieflandbucht (Zeitz, Leipzig) und mündet
nach ca. 257 km südlich von Halle in die Saale. Die Höhe der
Mündung liegt bei ca. 80 m über NN. Meine Einsatzstelle in Gera
liegt bei 191 m über NN, so dass mir auf einer Länge von 124
km bis zur Mündung in die Saale noch ein Gefälle von 111 m blieb.
Gera liegt fast in der Mitte zwischen Ober- und Unterlauf der
Weißen Elster, wobei wir, wenn es um das Bootfahren ging, den
bergigen Oberlauf meist vorgezogen haben. Im Flussführer wird
eine Befahrung ab Plauen vorgeschlagen. Die Strecke oberhalb
von Plauen hat bei ausreichendem Wasserstand aber auch ihre
Reize. Wir sind sie schon mehrfach ab der Tschechischen Grenze
oberhalb von Bad Elster gefahren. Für die Befahrung unterhalb
von Gera mit dem Faltboot und Gepäck brauchte ich einen guten
Wasserstand. Nach einer kleinen Regenperiode waren die Bedingungen
gut. Der Wetterbericht meldete ein länger anhaltendes Hoch bei
einem Pegelstand der Weißen Elster bei Gera - Langenberg von
46 cm. Es ging alles sehr schnell und plötzlich saß ich am 7
Mai Früh 10:30 Uhr in meinem Boot und paddelte die Elster abwärts.
7. Mai 00, 1.Tag
Bei Bilderbuchpaddelwetter erreichte
ich schnell den Stadtrand von Gera. Bei Milbitz, in der Nähe
des schmucken Reiterstadions hatte ich gleich zwei, für die
Faltboothaut unfreundliche Stellen zu überwinden. Die aus grobem
Schotter bestehende Stufe an der Franzosenbrücke und die Schwallstrecke
unter der Brücke der A 4. Nach ca. 10 km Fahrt erwartete mich
in der kleinen Stadt Bad Köstritz das erste Wehr. Seit über
200 Jahren ist Bad Köstritz ein Ort der Gärtnereien. Vor allem
Dahlien, aber auch Rosen, Obst - und Ziergehölze sind weithin
begehrt. Die Brautratition des weltweit berühmten Schwarzbieres
besteht seit 1543. Im Ort erinnert auch eine Gedenkstädte an
den bedeutenden deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts,
Heinrich Schütz, der hier geboren wurde. Das Wehr in Bad Köstritz
gehört zu der Kategorie, leicht zu umtragen. Die Aussatzstelle
und der Uferhang bis hoch zur Dammkrone sind mit Gras bewachsen,
so das ich das vollbeladene Boot Stück für Stück hochziehen
konnte. Mit den Bootswagen konnte ich bis zur Einsatzstelle
fahren. Leider wird, wie zur Zeit bei vielen Wehren, der Großteil
des Wassers zur Stromgewinnung durch den Mühlgraben geleitet.
Auf der ca. 900 m langen Flussstrecke bis zur Wiedereinmündung des Mühlgrabens war also Vorsicht geboten. Obwohl das Tal nach Gera merklich breiter wird, ist es bis Zeitz noch zu beiden Seiten leicht hügelig, ehe die Elster hinausfließt, in die Leipziger Tieflandsbucht. Die Fahrt ab Bad Köstritz ist vor allem zur Zeit der Baumblüte sehr reizvoll. In Krossen kam ich zum nächsten Wehr. Ich umtrug es mühevoll wieder rechts. Mit einem PE Boot hätte man rutschen können, mit dem Faltboot getraute ich es mir nicht. Auf der linken Seite vom Wehr sind noch der Einlass und der Schütz vom Krossener Floßgraben zu sehen, eine Elster - Saale-Verbindung, die seit dem Jahre 1587 bestand. Der Floßgraben verließ bei Krossen die Elster und gabelte sich bei Lützen. Ein Arm mündete bei Wallendorf in die Luppe, ein zweiter erreichte bei Bad Dürrenberg die Saale. Über diesen schmalen Wasserweg wurde aus dem Vogtland und dem Erzgebirge das Holz als Scheitholz herantransportiert, dass zum Salzsieden in den Dürrenberger Salinen benötigt wurde. Die industrielle Entwicklung und vor allem der Braunkohlenabbau machten diese Gräben später bedeutungslos. 1958 konnten wir noch das Teilstück Krossen - Wetterzeube mit dem Boot befahren. Ungefähr 800 m vor dem Krossener Wehr zweigte in früheren Jahren rechts der Tauchlitzer Mühlgraben ab. Durch seinen Spreewaldähnlichen Charakter und das leichte Umtragen an der Tauchlitzer Mühle, erhielt er bei einer Befahrung meist den Vorzug. Leider hat er keine Verbindung mehr mit der Weißen Elster. Das erst vor ein paar Jahren renovierte Wehr in Wetterzeube umtrage ich rechts. Auch hier fließt fast alles Wasser durch ein Kraftwerk in den Mühlgraben, so dass für mich nicht viel übrig bleibt. Das durch Hochwasser zerstörte Wehr in Haynsburg, wo die Zeitzer Slalomkanuten ihren Stützpunkt haben, umtrage ich wieder rechts. Sportfreunde, die gerade Training machen, helfen mir dabei. Auch dieses Wehr geht mit einem Plastboot zu fahren. Nun sind es noch ca. 4 km bis zum, auch durch Hochwasser zerstörtem Wehr, in Großosida bei Zeitz. Viele schöne Slalomwettkämpfe aus früheren Tagen, noch mit Slalomfaltbooten, sind mir hier in Erinnerung. Heute habe ich hier eine schwere Bootsumtragung zu machen. Durch die vielen Schottersteine im Uferbereich kann ich den Bootswagen nicht einsetzen. Also, alles raus aus dem Boot und päckchenweise ca. 100 m bis zur Wiedereinsatzstelle tragen. Zum Schluss wird das Faltboot geschultert, komisch, dass wird von Jahr zu Jahr schwerer. Von der Stadt Zeitz sieht man vom Wasser aus einige große Fabrikanlagen, den Bahnhof und drei Brücken. Schnell bin ich durch und komme nach wenigen Kilometern an ein Wehr bei Tröglitz, ein Walzenwehr, was in früheren Jahren immer weit abgesenkt war und nie Schwierigkeiten bereitet hatte. Heute war es ca. 70 cm hochgezogen und dahinter bildete sich ein starkes Rückwasser. Eine Befahrung schien mir zu riskant, also umtragen. Am rechten steilen Ufer Fabrik - und Privatgelände mit Bissiger Hundewarnung. Das linke Ufer ist ebenfalls sehr steil, ca. 4 m hoch und oben mit Büschen zugewachsen. Irgendwie schaffte ich es, am linken Ufer das Boot hochzuziehen und ca. 100 m durch das Gestrüpp zu transportieren, alles einzeln natürlich und ohne Bootswagen. Die Umtrage hat lange gedauert und es war später Nachmittag. Ich war ca. 40 km gepaddelt, hatte 6 Wehre umtragen, alles bei heißem, sommerlichen Temperaturen und hatte einen fürchterlichen Durst. Ich hatte mir früh, auf die "Schnelle", eine Flasche Punica eingepackt, die hat mir im Laufe des Tages bei der Hitze fast den Mund zugeklebt. An der Wiedereinsatzstelle, die genau so steil ist, fand ich eine geeignete Stelle für mein Zelt. Vor dem Schlafengehen machte ich noch einen Trip zu Fuß ins nächste Dorf, nach Tröglitz, wo ich auch das richtige Getränk für meinen Durst bekam. Es war ein toller Tag und beim einschlafen stellte ich mir noch die Frage, warum bist du diese schöne Strecke eigentlich so selten gepaddelt? .... Da wachte ich auf, - die Nacht war vorüber und es begann ein neuer Tag.
8. Mai 00, 2.Tag
Der Morgentau auf Gras und Sträuchern
versprach wieder schönes Wetter. Nach dem Frühstück war bald
alles im Boot verstaut und beim hinunterlassen am steilen Hang
musste ich aufpassen, dass aus der Sitzluke nichts herauskullerte
und ins Wasser fiel.
Ich schaffte es und im Boot sitzend, genoss ich die wärmenden
Sonnenstrahlen. So dauerte es auch nicht lange, da erreichte
ich das Wehr bei Bornitz, welches sich mittelschwer links umtragen
lässt. Nach dem Wehr beginnt eine wunderschöne Flussstrecke.
Die Weiße Elster zieht in vielen Mäandern durch die Ebene, umsäumt
von alten, knorrigen Bäumen, deren Kronen ein dichtes Blätterdach
bilden. Die romantische Fahrt leidet auch nicht durch zwei Baumhindernisse,
wobei ich das erste mit Bootswagen umfahren muss, das zweite
kann ich mit aussteigen und überheben überwinden. Beeindruckt
war ich auch von den vielen verschiedenen Vogelarten, die ich
zu sehen bekam, besonders über den Eisvogel, den ich hier nicht
vermutet hatte. Das Wehr in Profen kann ich leicht mit dem Bootswagen
umfahren. Dafür wartet nach ca. 500 - 700 m schon das nächste,
total umtrageunfreundlich, auf mich. Ich steige rechts aus und
muss dabei alles ausladen und einzeln umtragen. Auf den anschließenden
7 km bis Pegau ist die Weiße Elster kanalartig. Bei der Befahrung
gibt es keinerlei Probleme. In Pegau lege ich bei einem freundlichen
Wassergrundstücksbesitzer an, mache bei einem fröhlichen Schwätzchen
ein zweites Frühstück und gehe anschließend in den nahe gelegenen
Supermarkt einkaufen. Dabei begutachte ich die Sohlschwelle
unter der Straßenbrücke und befinde sie trotz geringen Wasserstandes
als fahrbar. Ungefähr 4 - 5 km nach Pegau fließt die Elster
in ein neues, künstlich angelegtes Bett aus Beton und Bitumen.
Diese sogenannte "Elsterautobahn" ist 11,5 km lang und leitet
den Fluss in einem Bogen durch die Mondlandschaft um den ehemaligen
Braunkohlentagebau Zwenkau herum. So eine Landschaft ist sicher
nicht schön, kann aber trotzdem interessant sein, soll doch
hier in den nächsten Jahren ein riesiges Naherholungsgebiet
für Leipzig und Umgebung entstehen. Am Ende der Betonstrecke
befindet sich natürlich wieder ein unbefahrbares Wehr, aber
leicht mit dem Bootswagen links zu umfahren. Ab hier ist die
Elster wieder ein richtiger Fluss, mit grasbewachsenen Ufern,
Bäumen und Sträuchern. Am Himmel braute sich ein Gewitter zusammen
und ich beeilte mich beim paddeln. So erreichte ich bald den
Elsterstausee mit geöffneten Toren und kurz darauf das Wehr
mit Rutsche bei Großzschocher. Ein Anwohner riet mir von einer
Befahrung ab, er würde mir aber umtragen helfen. Gern nahm ich
das Angebot an und wieder im Boot sitzend, entlud sich das Gewitter
mit Blitz, Donner und Hagel. Unter einem überhängenden Baum
wartete ich das Gröbste ab. Beim Walzenwehr in Kleinzschocher
teilt sich die Weiße Elster. Hier zweigt rechts das Elsterflutbett
ab. Hier liegt das Bootshaus der Slalomkanuten. Ein Sportler
half mir beim umtragen durch das Bootshausgelände ins Elsterflutbett.
Nach ca. 2 km landete ich rechts am Bootshaus der Leipziger
Verkehrsbetriebe, wo ich freundliche Aufnahme für die Nacht
fand. Der Regen hatte aufgehört und schnell war das Zelt aufgebaut,
unmittelbar an der Pleißemündung. Die Zeit nach dem Abendbrot
verbrachte ich mit den Teilnehmern des hier stattfindenden Oldietreffens.
Es gab ja viel zu erzählen. Nach ca.34 gepaddelten km, 6 Wehrumtragungen,
2 Baumsperren und ein Gewitter schlief ich in meinem Zelt dann
schnell ein
9. Mai 00, 3. Tag
Das Wetter ist wieder trocken
und warm. Um 9 Uhr bin ich auf dem Elsterflutbett unterwegs.
Nach ca. 1500 - 2000 m erreiche ich das "Elsterwehr". Hier mündet
von links die Elster wieder ein. Das Umtragen geht leicht mit
dem Bootswagen, ohne ausladen zu müssen, auf der linken Seite.
Unterhalb des Wehres setze ich in das "Elsterbecken" ein, an
dem sich rechts das Zentralstadion befindet. Das Elsterbecken
ist ca. 2,6 km lang und endet an einer Wehranlage. Hier teilt
sich der Fluss in 3 Arme. Links geht die "Nahle" ab, die sich
nach ca. 1 km mit der kleinen Luppe vereinigt und später verschlammt.
Rechts geht die Elster ab. Der Wanderwart vom LVB hat mir von
einer Befahrung abgeraten, wegen vieler Wehre und Privatbesitz
von Flussanliegern. So bleibt für mich die Luppe in der Mitte
der Wehranlage. Ich kann das Wehr links gut mit dem Bootswagen
umfahren. Von der Luppe war ich angenehm überrascht. Sie ist
zwar kanalisiert, fließt aber durch ein landschaftlich schönes
Gebiet, den Auenwald westlich von Leipzig.
Das Stück Luppe, das ich fuhr, ist ca. 13,5 km lang, hat nur ein Wehr, aber einige schöne Schwallstrecken, die bei der Befahrung bis in meine Sitzluke hineinleckten. Bei Ermlitz mündet die Luppe wieder in die Weiße Elster. Das Wehr befindet sich ca. 3,5 km davor. Ich umtrage es leicht links. Ungefähr 2 km nach dem Wehr fließt die Luppe durch die Autobahnbrücke der A 9. Laut Gewässerführer hatte ich von der Einmündung der Luppe in die Weiße Elster bis zum Wehr Döllnitz noch ca. 21 km zu paddeln und zwei Wehre zu überwinden. Von den Wehren merkte ich nichts und die Paddelstrecke kam mir auch nicht so lang vor. Plötzlich schwamm ich mit meinem Boot vor dem Döllnitzer Wehr und ich hatte den Eindruck, hier ist der Fluss zu Ende. Das Wasser fließt durch zwei eiserne Rechen vor denen eine Menge Treibholz liegt. Die Ufer waren, wahrscheinlich von einem kürzlich erfolgten Vollstau, total verschlammt. Einige Arbeiter waren damit beschäftigt, Ordnungs- und Instandsetzungsarbeiten zu verrichten. Das Wehr lässt sich allein schwer umtragen, zumal überall eine Menge bootswagenräderfeindliche Glasscherben herumlagen. Ich war sehr froh, als mir die Arbeiter anboten, mich mit ihrem LKW bis nach Ammendorf, 1 km vor der Mündung in die Saale, mitzunehmen. So brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben, ist doch die Weiße Elster vom Wehr Döllnitz bis Ammendorf ganzjährig aus Naturschutz Gründen gesperrt. Von der Mündung der Weißen Elster bis zum Bootshaus des Böllberger SV Halle sind es nur 6,5 km mit einer Schleuse. Die Schinderei mit dem umtragen der Wehre hat nun ein Ende, ca. 120 Paddelkilometer, 17 Wehre, ein zu umtragendes Baumhindernis und eine Schleuse liegen hinter mir. Beim Böllberger SV Halle finde ich freundliche Aufnahme für die Übernachtung. Beim schreiben dieser Zeilen bin ich hauptsächlich auf die Befahrung der Weißen Elster und deren Hindernisse eingegangen. In einer Gruppe oder schon zu zweit würde alles viel einfacher und leichter gehen. Im 94er Gewässerführer für Ostdeutschland steht die Bemerkung: ab Leipzig stark verschmutzt, so schlimm habe ich das gar nicht empfunden. Über die Weiterfahrt von Halle auf der Saale und der Elbe bis Hamburg ist schon öfter einmal geschrieben wurden, deshalb mein weiterer Bericht in Kurzform.
10. Mai 00, 4. Tag
Wieder heiß und sonnig. Ich muss mit
geschlossener Spritzdecke fahren, weil mir die Sonne sonst die
Oberschenkel verbrennt. Sehr schöne Fahrt durch Halle, Wettin,
Rothenburg und Alsleben durch das "Tal der roten Felsen" nach
Bernburg. 58 km und 6 Schleusen. Die Schleuse in Wettin ist
defekt und muss umtragen werden. Am Abend steht mein Zelt beim
MBSV (Motorbootsportverein-Wasserwandern)
11. Mai 00 5. Tag
Wettermäßig wird es wieder ein toller
Tag. Heute habe ich nur 2 Schleusen zu überwinden, in Bernburg
gleich zu Anfang, mit schönem Blick auf das Bernburger Schloss
und in Calbe. Am Nachmittag erreiche ich die Elbe auf der ich
noch bis zum Bootshaus des SC Schönebeck paddle. Ich werde wieder
sehr freundlich aufgenommen. Hier erfahre ich, dass ich im neuen
Paddeljahr der erste Gast bin. 56 km beträgt die Tagesleistung.
12. Mai 00 6. Tag
Bootshaus Schönebeck - Tangermünde 78 km. Früh 7 Uhr 15 bin
ich auf dem Wasser, ich hatte mir viel vorgenommen. Das Wetter
war zwar sonnig, aber nach und nach machte sich ein kalter,
starker Gegenwind auf. Wellen mit Schaumkronen bildeten sich
und ich musste die Spritzdecke zu machen. Ich konnte nur im
Schutz der Buhnen fahren. Es war sehr anstrengend. Gegen Mittag
ließ der Wind zum Glück nach. Durch Magdeburg, am Dom vorbei,
hatte ich wieder eine ruhige Fahrt. Am späten Nachmittag erreiche
ich das Ruderbootshaus in Tangermünde. Nach dem Zeltaufbau mache
ich noch einen Bummel durch die schöne alte Stadt.
13. Mai 00 7. Tag
Früh Einkauf und Stadtbummel. Ich kaufe unter
anderem, Gummilösung für die an den Nähten undichte Spritzdecke.
Ich ärgere mich immer, wenn das Wasser durch die Spritzdecke
auf meine Oberschenkel tropft. So komme ich erst 10:30 Uhr auf
die Elbe. Es wird wieder eine tolle Fahrt. Es liegen nicht viele
Ortschaften am Fluss, dafür gibt es einige Naturschutzgebiete
links und rechts mit vielen Arten von Vögeln. Zwischen den Buhnen
gibt es wunderschöne Anlegestellen mit Sandstrand, zum Pause
machen. Am spätem Nachmittag steht mein Zelt auf dem Zeltplatz
vom Wassersportverein Wittenberge, ca. 7 km vor Wittenberge,
bei Flusskilometer 448 rechtsseitig. Die Übernachtungsgebühren
betragen wie üblich 5 DM. Meine Tagesstrecke betrug 60 km bei
wieder sehr heißem Wetter.
14. Mai 00 8. Tag
Um 8:30 Uhr sitze
ich wieder im Boot. Es wird wieder ein heißer Tag. Bei km 472,7
komme ich an die ehemalige DDR Grenze. Viele Naturschutzgebiete
liegen an beiden Seiten des Flusses. Bei km 522 liegt auf der
linken Seite die reizvolle Kleinstadt Hitzacker. Hier wollte
ich eigentlich übernachten. Der Zeltplatz, der von den Einheimischen
zum ausführen ihrer Vierbeiner benutzt wird, gefiel mir nicht
so recht. So fuhr ich noch ein Stück. Bei km 528 fand ich einen
schönen einsamen Platz mit einer guten Anlegestelle. Es war
die längste Tagesstrecke mit 80 km.
15. Mai 00 9. Tag
Die innere Unruhe beim wild zelten
trieb mich zeitig aus dem Schlafsack. Der kalte Morgentau auf
den Wiesen versprach wieder einen heißen Tag. Ich wollte meine
einzigen Schuhe im Tau nicht naßmachen und ging deshalb barfuss,
es war sehr kalt. Ich war wieder zeitig im Boot. Am linken Ufer
beginnt der Höhenzug der waldreichen Göhrde. Bei km 583,6 komme
ich zur einzigen Elbeschleuse meiner Fahrt, nach Geesthacht.
Ich kam mir in meinem Faltboot wie Spielzeug vor. Nach der Schleuse
macht sich der Gezeiten-Einfluss bemerkbar. Ich habe Glück,
es war gerade ablaufendes Wasser. Bei km 604, in Rosenweide,
befindet sich laut Flussführer der Zeltplatz vom HKC, Vfl v.
1893. Hier gehe ich an Land und baue mein Zelt auf. An diesem
Tag habe ich 76 km geschafft.
16. Mai 00 10. Tag
Von Einheimischen erfuhr ich näheres
über die Gezeiten. Wenn ich in Richtung Hamburg wolle, müsste
ich früh zeitig los. Um 4:00 Uhr kroch ich aus dem Schlafsack
und war kurz nach 5:00 Uhr auf dem Bach. Mit ablaufenden Wasser
kam ich schnell zur Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe bei
km 609 in Norder- und Süderelbe teilt. Ich fuhr links in die
Süderelbe. Ich wollte ja zum Bootshaus WSV Süderelbe, dass ich
nach nur 11 km am frühen Morgen erreichte. Hier wollte ich meine
Fahrt beenden und baute mein Zelt auf, nachdem ich mich telefonisch
an der nahe gelegenen Tankstelle beim Bootshauswart gemeldet
hatte.
km auf der Weißen Elster = 124
km auf der Saale = 102
km auf der Elbe = 324 km
ges.: = 550 km
Gerhard Lange
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